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Kampfretter Luftwaffe

Das Hubschraubergeschwader 64 in Laupheim bildet Kampfretter aus – Sie sollen Kameraden und Zivilisten aus feindlichem Gebiet zurückholen

LAUPHEIM Für ihren Job sind nur wenige Soldaten vorgesehen, die Ausbildung ist anspruchsvoll. Beim Hubschraubergeschwader 64 in Laupheim werden die ersten Kampfretter der Bundeswehr ausgebildet.

Das kennt man auch aus Filmen: Ein Militärjet wird abgeschossen, der Pilot geht mit dem Fallschirm über feindlichem Gebiet nieder. Er ist verletzt, kann aber einen Notruf absetzen.

Für solche Fälle hält die Bundeswehr künftig Kampfretter bereit. Ihr Auftrag lautet, versprengte Kameraden und Zivilisten in Sicherheit zu bringen. „Personal Recovery“ heißt das im Fachjargon. Dazu nutzen die Soldaten Transporthubschrauber vom Typ CH-53.

25 Dienstposten wurden geschaffen, alle im Hubschraubergeschwader 64. Bis zum Jahresende sollen 18 Stellen besetzt sein. Die Ausbildung dauert zwei Jahre und mehr.

An Bewerbern herrscht kein Mangel. „Wir bekommen regelmäßig Anfragen“, bestätigt der Presseoffizier Major Steffen Buschmann. 

Das Auswahlverfahren ist streng. „Kampfretter müssen hohen physischen und psychischen Belastungen standhalten können“, erklärt ein Ausbilder. Auch die Motivation zählt: Wer sich zwangsläufig in Gefahr begibt, um Anderen zu helfen, „der sollte seine Arbeit aus Überzeugung tun“.

Teamfähigkeit ist das A und O – „wir brauchen nicht den Einzelkämpfer vom Typ Rambo“, sagt einer der angehenden Kampfretter. Ihre Namen möchten sie aus Sicherheitsgründen nicht in der Zeitung lesen. Ein Vorbild sind die Fallschirmretter der US-Luftwaffe und ihr Leitspruch „That others may live“ (Damit Andere leben können). „Das ist auch unser Ansporn hier.“

Etliche von denen, die jetzt zu Kampfrettern ausgebildet werden, bringen bestimmte Fertigkeiten schon von früheren Verwendungen mit. „Wir wollen möglichst bald einsatzbereit sein“, sagt Major Buschmann. Die Soldaten werden auf Lehrgänge geschickt, die für gewöhnlich Kommandokräften vorbehalten sind. Fallschirmspringen, Schießen, viel Sport und ein Nahkampf- und Überlebenstraining stehen auf dem Dienstplan, dazu eine vertiefte medizinische Ausbildung für die Erstversorgung von Verletzten und Verwundeten vor Ort.

Die Abläufe bei einem Einsatz werden im täglichen Dienstbetrieb immer und immer wieder geübt. Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen. Schnell hin und schnell wieder weg, lautet die Devise. Die Verfahren sind in der Nato standardisiert, „wir können auch unseren Verbündeten zu Hilfe eilen“.

Wie die Kampfretter agieren, das haben sie ihrem obersten Dienstherrn, Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière, im Juli bei seinem Besuch in der Kiesinger-Kaserne demonstriert. Eine CH-53 setzte mehrere Fallschirmspringer über dem Flugplatz ab. Am Boden robbten sie zu einem „verletzten“ Jetpiloten und stabilisierten ihn. Als sie unter Beschuss gerieten, seilten sich mehrere Kameraden aus dem Hubschrauber ab und erwiderten das Feuer, in diesem Fall mit Platzpatronen. Die CH-53 landete und nahm alle an Bord (für Verletzte steht eine Winde zur Verfügung). Eine zweite Maschine deckte den Rückzug mit Bordwaffen aus der Luft.

2014 sollen die ersten Teams nach Afghanistan geschickt werden. Sie können dort auch bei medizinischen Notfällen unterstützend eingreifen.

„Personal Recovery wird in jedem kommenden Einsatz der Bundeswehr gefordert sein“, sagt Major Buschmann. Für Piloten, die in Krisengebieten fliegen, sei dies ein wichtiges psychologisches Moment. Die Kampfretter wiederum gehen davon aus, dass sie nötigenfalls Unterstützung aus der Luft erhalten – „wir sind das letzte Glied in einer Kette“.

(Erschienen: 12.11.2013 18:05)

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